Die Wörnitz, in Horburg sagt ma „d`Wenz“, ist eine der wenigen nördlichen Nebenflüsse der Donau.
Sie entspringt in Schillingsfürst bei Rothenburg. Bevor die Wörnitz die Harburger Flur erreicht, passiert sie in trägem, beschaulichem Tempo eine imposante bis zu 30 m hohe und ca. 200 m lange Felswand. Neben unzähligen Felsspalten gibt es in dieser Wand zahlreiche Kamine und Höhlen, darunter auch das „Hüllenloch“, um das sich die „Sage vom Schäfer im Hüllenloch“ rankt.
Früher war die Wörnitz sehr fischreich. Berufsmäßige Fischer zogen in Netzen Welse, Karpfen, Hechten aber auch Krebse in ihre Boote. Es gab immer wieder Streit zwischen den Berufsfischern und den Bürgern. In einer Verordnung um 1700 musste der Graf sogar festlegen, dass „es jedem Bürger erlaubt sei, zweimal pro Woche, am Aftermontag - also Dienstag- und am Freitag ein Essen für seine „Nothdurft“ zu fangen“. Anders als heute ist Notdurft hier als Notfall zu verstehen. Heute sind die Fischereirechte in privatem Besitz.
Und dann gab es auch noch die besonderen „Schwarzfischer“: bis in die Achtziger des letzten Jahrhunderts wollten junge Burschen immer wieder ihre Geschicklichkeit dadurch beweisen, dass sie in seichtem Gewässer mit den Händen Fische zu fangen versuchten – meistens vergeblich!
Die Harburger mussten sich schon immer mit dem Hochwasser auseinandersetzen. Die Wörnitz ist in der trockenen Jahreszeit ein harmloses Flüsschen, kann aber nach der Schneeschmelze und bei ausdauerndem Regen zu einem gefährlichen Strom werden. In der Vergangenheit verursachten die Hochwasser an Brücke und Häusern große Schäden.
Einige Höchststände sind an Tafeln hier im Egelsee an einem der Bruckhäuser abzulesen.
Im Bereich der Altstadt gab es an zugänglichen Stellen der Wörnitz bis ca. 1960 mehrere Badeplätze, streng getrennt für „Buaba“ und „Mädla“. Einer der Plätze für Buben war unterhalb der Bruckhäuser am alten Wäscheplatz. An dieser Stelle führt noch heute die ca. 1930 in Betrieb genommen Wasserleitung durch den Fluss. Ein am Leitungsrohr angebrach-tes Druckventil öffnete sich bei einem Überdruck und eine Fontäne schoss in die Luft. Für die Jungen war es der größte Spaß, wenn sie ihre Badehose auf den Strahl legten und diese dann bis zu 15 m in die Luft geschleudert wurde.
Bis zur Eröffnung des Wörnitz-Freibades am Hüllenloch gab es auch für Erwachsene im Altstadtbereich Bademöglichkeiten. Im Sommer wurden dazu ca. 200 m oberhalb der Brücke auf beiden Seiten des Flusses Holzhäuschen, die auf Flößen befestigt und mit Seilen am Ufer verbundenen waren, ins Wasser geschoben. Über Leitern konnten die Badenden ins erfrischende, damals noch saubere Nass steigen.
Die Bewohner der Egelseestraße sind besonders vom Hochwasser gefährdet. Bei überdurchschnittlichem Hochwasser wurde sogar die zwischen den Flussarmen liegende Insel, die Fischwiese - der Harburger sagt „Schiffwies“ - überschwemmt ist. Die Wohnungen waren dann oft nur mit Schlauchbooten oder Kähnen zu erreichen.
Schäden wie sie in der Vergangenheit angerichtet wurden, kommen jetzt nicht mehr vor. Die Bewohner haben bei Neu- und Umbauten die Höchststände berücksichtigt. Ein ganz spezielles Recht für Egelsee-Anwohner ergibt sich aus einem Urkataster. Darin heißt es, dass bei Überflutung des Erdgeschosses bei geteilten Häusern der Eigentümer der oberen Hälfte den Inhaber der unteren Hälfte so lange bei sich aufnehmen musst, bis das Wasser wieder abgelaufen war. ---