Harburg als Staufersitz
Die an einem der reizvollsten Punkte des Rieses, dem Durchbruch der Wörnitz, gelegene „Harburg“ thront hoch über dem gleichnamigen Städtchen. Die „Harburg“ ist die einzige von vier im Ries einst bestehenden Reichsburgen, die im Dreißigjährigen Krieg nicht zerstört wurde.
Sie wird zum ersten Mal erwähnt in einem Bericht Heinrichs, des Sohnes Konrads III., vom Jahre 1150, von seinem Sieg über Welf VI. Der Hohenstaufen nennt darin die Harburg „castrum nostrum“. Sie war also altes Gut des Reiches oder des Herzogs von Schwaben. In der Folge blieben Ort und Burg im Besitz der Hohenstaufen, bis 1251 Konrad IV. den Ort („civitas“) ohne die dortige Burg, dazu die Burg Gosheim und anderes an den Grafen Ludwig V. von Oettingen verpfändete.
Harburg wird oettingisch
Ort und Burg waren im Besitz der Hohenstaufen, bis 1251 Konrad IV. den Ort („civitas“) ohne die dortige Burg, dazu die Burg Gosheim und anderes an den Grafen Ludwig V. von Oettingen verpfändete. Solche Verpfändungen, die bald auch die Burg einschlossen, folgten unter den späteren Königen noch mehrere bis zur letzen, der des Jahres 1407, die nicht mehr eingelöst wurde, so dass fortan Burg und Markt bei dem Hause Oettingen verblieben sind, was Kaiser Sigismund 1418 ausdrücklich bestätigte. Für ein halbes Jahrhundert, bis zum Jahre 1549, erwählten die Oettinger Grafen sie zu ihrer Residenz.
Die Schlosskirche wurde Begräbnisstätte der Linie Oettingen - Oettingen. Nach deren Aussterben (1731) gelangte die Burg an die Linie Oettingen – Wallerstein. Sie errichtete in Harburg Oberamt und Fronfeste. Nach 1806 wurde das Schloss Sitz eines Justizamts, wenig später eines fürstlichen Herrschaftsgerichts und um 1850 einer königlichen Gerichts- und Polizeibehörde.
Reformation in Harburg
Früh fand auch die Reformation Eingang in Harburg. Graf Karl Wolfgang, der ein eifriger Anhänger Luthers war, teilte die Herrschaft über den oettingischen Besitz mit seinem Bruder Ludwig XV. Dabei übernahm Karl Wolfgang, der in Harburg residierte, die südlich der Eger gelegenen Ämter und führte in seinem Bereich die Reformation durch. Im Jahre 1524 berief er Paul Warbeck, der Pfarrer in Heidenheim war, als Hofprediger nach Harburg. So wurde die Schlosskirche die erste evangelische Predigtstätte im Ries.
1539 wurde die Augsburger Konfession eingeführt, doch zehn Jahre später, beim Tode Karl Wolfgangs, fiel Harburg an die katholischen Grafen Friedrich und Wolfgang, die im Jahre 1550 in der Marktkirche wieder katholischen Gottesdienst einführten. Schon nach zwei Jahren kam Harburg an den streng protestantischen Grafen Ludwig XV. Von da an blieb Harburg protestantisch.
Nachdem die auf der Burg befindliche Schlosskirche zunächst als Pfarrkirche gedient hatte, wurde für die Bewohner im Tal die Barbarakapelle errichtet als Vorgängerin der heutigen, 1612 an ihrer Stelle errichteten und zur Pfarrkirche erhoben Barbarakirche.
Von 1564 bis 1806 war es Sitz erst gräflicher, dann fürstlicher Spezialsuperintendenten, die sich dann von 1806 bis 1851 kgl. bayerische Dekane nannten. In diesem Jahr wurde das Dekanat nach Ebermergen verlegt. Auch das Pfarrgebiet änderte sich; es war früher größer.
Die Wörnitz als Bistumsgrenze bedingte eine andere Entwicklung des linksseitigen Gebietes, das zur Eichstätter Pfarrei Mündling gehörte.
Die älteste Kirche Harburgs, die dem Erzengel Michael geweihte Schlosskirche, steht nicht mehr. Die heutige Schlosskirche geht im wesentlichen auf den Umbau von Fürst Albrecht Ernst II. in den Jahren 1720/21 zurück.
Aus „Landkreis Donauwörth“, S. 355
Als die Bauern aufs Schlachtfeld zogen
Bericht von Klaus Lembeck über einen Vortrag von Fritz Leimer (in voller Länge in Harburger Heft 9)
Obwohl die Bauern im 16. Jahrhundert mit 80 % den größten Bevölkerungsanteil stellten, waren sie in wirtschaftlicher, rechtlicher und sozialer Hinsicht deutlich schlechter gestellt als die anderen. Fast alle waren sie von Grundherren abhängig und Leibeigene. Sie hatten an diese Abgaben zu entrichten, durften beispielsweise nur mit deren Erlaubnis heiraten und unterlagen in vielen Bereichen ihrer Gerichtsbarkeit. Während die Grundholden oder Hintersassen (Bauern) oft nicht wussten, woher sie die fälligen Abgaben nehmen sollten, mussten sie mit ansehen, wie sich Adel und Geistlichkeit ihrer Privilegien freuten. Um 1525 kam es dann zur ersten großen Massenerhebung in Deutschland.
Bereits 1520 hatte Martin Luther verkündet: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Ding und niemand untertan“. Wenn auch Luther damit eine christliche Freiheit gegen Papst und Kirchenrecht gemeint hatte, gebrauchten die Bauern sie als ein Argument gegen die Leibeigenschaft und vertraten die Meinung, diese verstoße gegen göttliches Recht. Sie hatten sich in verschiedene Haufen zusammengeschlossen und versuchten zunächst mit dem Schwäbischen Bund, in den sich bereits 1489 Adelige, Prälaten und Städte zusammengeschlossen hatten, zu verhandeln. Der Hinhaltetaktik müde, zogen die Bauern bald sengend und brennend durchs Land und verübten schreckliche Gewalttaten. Voller Zorn verfasste Luther die Schrift: „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern.“ Enttäuscht wandten sich darauf die Aufständischen von ihrem einstigen Helden ab, denn Luther hatte sich nach ihrer Meinung auf die Seite der Herren geschlagen. Der Schwäbische Bund hatte auf die Gewalttaten der Bauern reagiert, jagte die Bauernhaufen wo immer sie auftauchten und der Bauernaufstand wurde zum Bauernkrieg.
In Buchdorf rottete sich ein Haufen aus Buchdorf, Sulzdorf und Gunzenheim gegen das Kloster Kaisheim zusammen. Die Reichsstädte Nördlingen und Schwäbischwerd (Donauwörth) hatten sich gleich zu Beginn gegen den Bauernaufstand gestellt. Im stark befestigten Schwäbischwerd suchte viel geistlicher und weltlicher Adel Schutz während der unruhigen Zeiten. Die Rieser Bauern hatten sich in Deiningen zum Rieser oder Deininger Haufen zusammengeschlossen. Eine erhalten gebliebene Mitgliederliste enthält Namen aus 79 Dörfern von Dinkelsbühl bis nach Schwäbischwerd, darunter Heroldingen, Hoppingen, Alerheim, Mauren und Ebermergen. Der Rieshaufen war, ebenso wie die anderen Haufen, zunächst nicht kriegerisch gesinnt gewesen. Nach erfolglosen Verhandlungen kam es aber bald zu gewaltsamen Auseinandersetzungen im Verlauf derer das Kloster Christgarten verwüstet, das Kloster in Maihingen und die Benediktiner-Abtei Auhausen ausgeraubt wurden.
Fritz Leimers Recherchen in den Bauernkriegsakten brachten keine Antwort auf die Frage, weshalb sich keine Harburger dem Rieshaufen angeschlossen hatten. Viel weiß man nicht über die damaligen Lebensverhältnisse im Markt, sagte der Referent und resümierte: Große Bauern gab es nicht, die Mehrzahl der Einwohner waren Handwerker und gleichzeitig Kleinlandwirte und man hatte wohl keinen Grund, gegen seinen Grundherrn aufzubegehren. Der gemeine Mann besaß nicht viel, hatte aber sein Auskommen und war offensichtlich zufrieden. Viele Forderungen die die Bauern zu Beginn des Aufstandes erhoben hatten, betrafen den Markt Harburg von Anfang an nicht. Die Einwohner waren nicht leibeigen (das hatte ihnen Graf Wolfgang 1495 in der so genannten Harburger Ehehaft bestätigt), Angeln in der Wörnitz war jedermann erlaubt und es gab den bürgerlichen Wald „Karab“, an dem jeder Hausbesitzer einen Anteil hatte. Außerdem hatte Graf Karl Wolfgang bereits 1524 Neuerungen im Gottesdienst eingeführt und man war mit der Verkündung des „wahren Glaubens“ zufrieden. Auch das Hauptrecht als Abgabe an die Obrigkeit hatte in Harburg keine Gültigkeit.
Zwei Dokumente belegen allerdings, dass zumindest einzelne Personen mit den Aufständischen sympathisierten. So wurden der Harburger Bürger Hans Herbst und der Ronheimer Georg Hürrer wegen Fluchthilfe der Grafschaft für immer verwiesen.
In der Schlacht bei Ostheim am 8. Mai 1525 wurden dann die 8000 schlecht ausgerüsteten Bauern des Rieshaufens von den nur 700 Mann starken Truppen des Markgrafen Casimir von Ansbach vernichtend geschlagen. In der Grafschaft Oettingen verlief die Abrechnung mit den Aufrührern verhältnismäßig mild. Einen der Anführer, den Josef Hafner von Hausen, ließ Graf Karl Wolfgang in Harburg „vom Leben zum Tode richten“, ließ aber sonst den Schwäbischen Bund wissen, dass er nichts gegen seine Untertanen unternehmen wolle. Von den erstrebten Freiheiten hatten die Bauern nichts erreicht und der Spruch: „Der Herrgott möge die Gäule schützen, sonst reiten die reichen Herren auf den Bauern“, hatte immer noch gewisse Berechtigung; auf die Entlassung aus der Leibeigenschaft mussten sie noch 300 Jahre warten.
Der Schmalkaldische Krieg
Bericht von Klaus Lembeck über einen Vortrag von Fritz Leimer (in voller Länge in Harburger Heft 9)
Der Schmalkaldische Krieg wurde 1546/ 1547 von Kaiser Karl V. gegen den Schmalkaldischen Bund, ein nach der Stadt Schmalkalden benanntes Bündnis protestantischer Landesfürsten, geführt.
Graf Karl Wolfgang zu Oettingen war nach dem Bauernkrieg überzeugter Protestant, geblieben, zögerte zunächst aber mit weiteren Reformen. Erst 1539 berief er alle Karrer seines Herrschaftsgebietes nach Harburg, um mit ihnen über die Einführung der evangelischen Lehre zu diskutieren und sein Bruder Ludwig der XV. beriet sich mit seinen Priestern in Alerheim. Die Mehrzahl der Pfarrer sprach sich für die Einführung der evangelischen Lehre aus und bald hatten alle Geistlichen im Gebiet der beiden Grafen die neue Lehre angenommen. Von den sechs Söhnen Ludwig des XV. war nur sein ältester und Nachfolger Ludwig XVI. protestantisch geworden, die anderen blieben katholisch und standen sich auch im Krieg feindlich gegenüber.
In Harburg, Heroldingen und Mauren bereitete die Einführung der Reformation keine Schwierigkeiten, weil der Landesherr gleichzeitig Patronatsherr war. Anders in Ebermergen, weil dort der Deutsche Orden das Patronatsrecht innehatte. Letztlich wurde der Ort 1544 doch protestantisch. Graf Martin, Landesherr über das wallersteinische Gebiet, und seine Untertanen blieben katholisch. Katholisch blieben auch jene Orte, die Martin und Karl Wolfgang oder Ludwig XV. je zur Hälfte besaßen. So blieben die Hoppinger katholisch wie ihr Landesherr Graf Martin. Auf oettingisch-oettingischem Gebiet waren bei Kriegsbeginn alle Pfarrstellen mit protestantischen Geistlichen besetzt. Graf Karl Wolfgang hatte es für klüger gehalten, neutral zu bleiben und war dem Schmalkaldischen Bund nicht beigetreten.
Im Oktober 1546 erreichte die seit Landshut mit Italienischen Truppen vereinigte Armee Kaiser Karls - und damit auch der Krieg - das Ries. Sie lagerten bei Fessenheim, Deiningen und Alerheim, auf dem Wennenberg und dann bei Appetshofen. Die Schmalkaldener besetzten den Stoffels- und Galgenberg bei Nördlingen, um den Zusammenschluss der Kaiserlichen mit den Niederländern zu verhindern. In einem Scharmützel wurde der evangelische Herzog Albrecht von Braunschweig so schwer verwundet, dass er am 20. Oktober 1546 in Nördlingen verstarb. Nur dessen übermannshoher Epitaph in der St. Georgskirche in Nördlingen erinnert heute noch an den Schmalkaldischen Krieg.
Die Schmalkaldener hatten im September 1546 die Harburg gegen den Willen Graf Karl Wolfgangs besetzt. Er hatte sich vorher, weil er neutral bleiben wollte, mit seiner Familie nach Lauingen abgesetzt. Den Berichten seines Sekretärs Wilhelm Borsch, der heimlich in die Burg zurückgekehrt war, kann man das weitere Geschehen entnehmen. So schreibt er: „So haben die Kaiserlichen gestern den Protestierenden Ort wird die leut und Flecken geplündert. Enking, Appetshofen und wie man sagt mehr flecken angezündt..., unschuldiger armer leut erstochen, dergleichen... Mauren, Sorheim, Pühel oder Ostheim und Heroltingen auch verprennt." Nach der Kapitulation der Schmalkaldischen besetzten die Kaiserlichen die Burg und plünderten auch den Markt Harburg. Gutes berichtete der gräfliche Sekretär von keiner Seite und fasste zusammen: „Was die feind nit erreichen, nehmen die freundt.“
Die Dörfer im Ries hatten während des ganzen Krieges unter den Streifzügen der Kaiserlichen zu leiden. Besonders brutal und unmenschlich waren die spanischen Truppen. Kaum waren sie gekommen, gingen mehrere Dörfer, evangelische wie katholische, in Flammen auf. Fritz Leimer zitierte hier aus der Reformationsgeschichte von Maier: „Beim Abzug der Spanier waren eine Menge von Kranken zurückgelassen worden. Sie verfielen der Rache der Bauersleute und wurden meist durch die Weiber erwürgt. Das verlassene Lager bot einen schrecklichen Anblick. Da die Kirchhöfe von Pfäfflingen bis Lierheim nicht mehr ausreichten, warf man zuletzt die Leichen in die Eger, die voller toter Krieger und Rosse lag“.
Von den Dörfern in der Nachbarschaft Harburgs hatte es Ebermergen am schlimmsten getroffen und auch Mauren wurde übel mitgespielt. Im Vergleich zu den enormen Schadensverzeichnissen der Nachbarorte erscheint die Harburger Bilanz geradezu harmlos: Abgesehen von den Plünderungen bei der Besetzung des Marktes beliefen sich die Kosten, die für Verpflegung und Futter für die Pferde während des ganzen Krieges angefallen waren auf etwa 2500 bis 3000 Gulden. Ende November 1546 waren das Ries und die angrenzenden Gebiete fest in Kaiser Karls V. Hand.
Nach der Entscheidungsschlacht bei Mühlberg (an der Elbe), war das Schmalkaldische Bündnis zerschlagen, der Krieg war zu Ende. Die protestantischen Regenten wurden entmachtet und durch katholische ersetzt. Graf Karl Wolfgang war bereits im Dezember 1546 abgesetzt worden, obwohl er sich immer neutral verhalten hatte. Sein Bruder Ludwig XV. und dessen Sohn Ludwig XVI., die aktiv am Krieg gegen den Kaiser teilgenommen hatten, wurden mit der Reichsacht belegt und verbannt. Der katholische Graf Friedrich von Oettingen erhielt die Herrschaft über die gesamte Grafschaft Oettingen übertragen. Graf Karl Wolfgang verstarb 1549 auf der Harburg. Weil er keine leiblichen Erben hatte, wurden 1550 seinen Brüdern, den katholischen Grafen Wolfgang und dessen drei jüngsten Brüdern sein gesamtes Erbe übertragen. Die beiden verbannten oettingischen Grafen konnten erst nach dem Augsburger Religionsfrieden 1555 (Wessen das Land, dessen die Religion) zurückkehren. Ludwig der XV. konnte sein Reformationswerk fortsetzen. Zu seinem ursprünglichen Landesteil war inzwischen auch das Gebiet seines verstorbenen Bruders Karl Wolfgang hinzugekommen und in den Jahren 1555 bis 1557 wurden all die Orte im Ries wieder evangelisch, die schon vor dem Schmalkaldischen Krieg evangelisch waren und heute noch sind. Mit Quirinus Kleesattel erhielt Harburg 1555 wieder einen evangelischen Pfarrer.
Augsburger Religionsfrieden
Die beiden verbannten oettingischen Grafen konnten erst nach dem Augsburger Religionsfrieden 1555 (Wessen das Land, dessen die Religion) zurückkehren. Ludwig der XV. konnte sein Reformationswerk fortsetzen. Zu seinem ursprünglichen Landesteil war inzwischen auch das Gebiet seines verstorbenen Bruders Karl Wolfgang hinzugekommen und in den Jahren 1555 bis 1557 wurden all die Orte im Ries wieder evangelisch, die schon vor dem Schmalkaldischen Krieg evangelisch waren und heute noch sind. Mit Quirinus Kleesattel erhielt Harburg 1555 wieder einen evangelischen Pfarrer.
Dreißigjähriger Krieg bringt Mord, Raub und Verwüstung
Bericht von Klaus Lembeck über einen Vortrag von Fritz Leimer (in voller Länge in Harburger Heft 9)
Ursache für den 30-Jährigen Krieg war die Gegenreformation der katholischen Kirche, die im Laufe des 16. Jahrhunderts weite Gebiete verloren hatte. Besonders in Deutschland hatte der Protestantismus die Oberhand gewonnen. Als Anführer dieser langen blutigen Auseinandersetzung standen sich auf katholischer Seite Kaiser Ferdinand II. (1619 -1648) und Kurfürst Maximilian von Bayern und auf protestantischer Seite König Gustav Adolf von Schweden (1611 -1632) gegenüber.
Die Entwicklung in Donauwörth führte Leimer als beispielhaft für die Entwicklung der Gegenreformation auch in anderen Gebieten an. Donauwörth war überwiegend protestantisch; katholisch waren die wenigen Angehörigen des Klosters Heilig Kreuz und die Angehörigen des Fuggerhauses. Als die Donauwörther Katholiken ab 1598 wieder Bittgänge und Prozessionen unter Hinweis auf den Augsburger Religionsfrieden (1555) in der Öffentlichkeit durchführten und die Lutheraner sich unter Berufung auf das „Herkommen" dagegen wehrten, kam es zu erheblichen Zwistigkeiten. Dies führte soweit, dass es am Markustag 1606 anlässlich einer Prozession zu Handgreiflichkeiten zwischen Katholiken und Protestanten kam, wobei die Fahnen von Heilig Kreuz und vom Deutschordenshaus zerfetzt wurden. Heute erinnern Steintafeln am Haus Umkehr Nr. 2 und Nr. 4 an das denkwürdige Kreuz- und Fahnengefecht. Der Kaiser verhängte daraufhin die Reichsacht über die Stadt, sie verlor ihre reichsstädtischen Freiheiten und wurde von „Schwäbischwerd" in „Donauwörth" umbenannt. Die Reichsacht führte zu den konfessionellen Militärbündnissen der evangelischen Fürsten (Union, 1608) und der katholischen (Liga).
Angst vor den Schweden
Ab 1618 tobte der Krieg in Deutschland und kam mit der Besetzung des Schellenbergs durch die Schweden 1632 mit seinem ganzen Schrecken ins Ries und die Grafschaft Oettingen. Und für Harburg und seine Umgebung begann das schrecklichste Kapitel seiner Geschichte. Vom Schellenberg aus zogen die Schweden in meist kleinen Gruppen auf der Suche nach Nahrung und Beute plündernd und brennend durch die Umgebung. Amtmann auf der Harburg war Andreas Häberlein, der seinem in Oettingen residierenden Herrn, Graf Ludwig Eberhard und dann dessen Sohn Graf Joachim Ernst regelmäßig berichtete. Aus Angst vor den Schweden hatten viele Bewohner der umliegenden Dörfer das Notwendigste zusammengerafft und waren in den Markt Harburg geflüchtet. Ihr Vieh hatten sie auf der Burg in Sicherheit gebracht oder in den Wäldern versteckt. Häberlein berichtet seinem Herrn von gewaltsamen Einquartierungen, von der Wegnahme Groß- und Kleinviehs, Plünderungen der Orte und ihrer Kirchen und Vernichtung der Feldfrüchte.
Die Kapelle in Ronheim geht in Flammen auf (ihre Ruine wird 1848 abgebrochen). Schlimme Schadensberichte gibt es von Großsorheim und Ebermergen, Einödhöfe und ihre Bewohner trifft es besonders und auf die ungeschützten. Dörfer haben es die umherziehenden Marodeure besonders abgesehen; dort haben sie leichtes Spiel. „Rohrbach, Schafhausen, Durneckh, Oppertshofen und Prachstatt sein alle von straiffenden Truppen betroffen und sehr verwiest worden, dass in meinem ganzen Land nit ein Bauernhof vorhanden, der were verschont geblieben", so Häberlein.
In Mauren wurden die Leute übel geschlagen und einem armen Mann drei Kinder aus dem Fenster geworfen. Im April 1632 waren die Schweden gekommen und nach einem Jahr war das Harburger Umland total ausgeraubt und verwüstet. Rücksicht auf die Religionszugehörigkeit war nicht genommen worden. Der Markt Harburg selbst war für Masseneinquartierungen wenig geeignet, denn es gab zu wenig Bauern und folglich auch keine Futtervorräte. Fritz Leimer bezeichnet das Jahr 1634 als das Schicksalsjahr Harburgs: Im Markt ging der Seuchentod um. Vom Spätherbst 1633 bis Dezember 1634 starben 464 Personen an der Pest, darunter viele aus den umliegenden Dörfern, über 70 allein aus Ebermergen. In der Schlussbemerkung des Sterberegisters aus dem Jahr 1634 wird die Zahl der Toten auf 800 geschätzt. Der Harburger Bürgermeister berichtet im Oktober 1634, einen Monat nach der Schlacht bei Nördlingen: „in dem markht befunden sich uf 108 Bürgershäuser, darunter in 28 Wittiben, 14 Häuser ganz ausgestorben, 1 Bürger hinweggezogen, 3 Häuser sambt Griesthorturm abgebrannt, und sterben noch täglich 6, 8, 10 Personen.“
Die zweite Schlacht auf Rieser Boden, die Schlacht bei Alerheim am 3. August 1645, die mit der Niederlage des Bayerisch kaiserlichen Heeres endete, hatte dann schon nichts mehr mit der konfessionellen Spaltung zu tun. Ruinen erinnern heute noch an den 30 Jahre dauernden Krieg, schloss Referent Leimer seinen Vortrag. Die Burgen Niederhaus und Alerheim wurden 1634 zerstört, die Flochberg und Wallerstein 1648. Die Harburg war diesem Schicksal entgangen.
Die Harburger Richtstätten
Harburg war bis 1848 Gerichtsort. Die Gerichtsherren waren die Grafen und Fürsten von Oettingen-Oettingen und ab 1731 die Grafen und Fürsten von Oettingen-Wallerstein. Sie hatten das Recht, auf ihrem Herrschaftsgebiet die niedere und die hohe Gerichtsbarkeit (Blutgerichtsbarkeit) auszuüben. Für die Vollstreckung der Todesstrafe gab es zwei Hinrichtungsplätze: die Richtstatt, auch Rabenstein genannt, für die Hinrichtung mit dem Schwert und das Hochgericht, den Galgen, für die Hinrichtung mit dem Strang. Dieser Galgen befand sich schon immer links der Straße nach Nördlingen am Fuße des Hühnerberges, während die Richtstatt zuerst am Ortsrand außerhalb des Tiefen Tores an der Straße nach Nördlingen lag. 1785 wurde sie dann zum Hochgericht am Galgenberg verlegt.
Etwa sechzig Todesurteile wurden zwischen dem Ende des Dreißigjährigen Krieges und dem Jahr 1809 hier vollstreckt. Die letze derartige Hinrichtung wurde 1809 an dem Söldnerssohn Johann Kaspar Frisch aus Brünsee wegen Totschlags vollzogen.
Nach dem Übergang der hohen Gerichtsbarkeit an den Bayrischen Staat zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es für die Richtstätten keine Verwendung mehr. 1814 wurden beide abgebrochen.
Nur noch der Flurname „Galgenberg“ erinnerte bis vor kurzem an diesen schaurigen Ort. Nur „Eingeweihte“ wussten, dass sich in der „Insel“ aus Schlehensträuchern, anderem Buschwerk und Unkraut ein kleiner Mauerrest der Richtstätten befand.
Aus der Harburger Volksschule kam dann die Anregung, die Überreste freizulegen und zu sichern. Bei einer Ortsbesichtigung durch Bürgermeister Wolfgang Kilian, Fritz Leimer, Fritz Mayer und Klaus Lembeck entschloss man sich, das Buschwerk möglichst schonend für das Restmauerwerk ohne Maschineneinsatz zu entfernen. Fritz Leimer und besonders Harburgs Naturwacht-Beauftragter Karl Stadelmann mit weiteren fleißigen Helfern nahmen sich dieser Aufgabe an. Der städtische Bauhof errichtete dann den Bretterzaun. Heute weißt eine Hinweistafel mit Erläuterungen am Radweg zwischen Harburg und Hoppingen auf den geschichtsträchtigen Ort hin. (Text: Leimer, Lembeck)